Wir leben in einem Zeitalter des Glanzes – aber nicht des Lichts. Überall wird geblendet, verführt, inszeniert. Menschen jagen Bildern nach, Träumen, die ihnen nicht gehören. Oft merken sie erst viel zu spät, dass sie sich verirrt haben – nicht nur im Außen, sondern auch in sich selbst. Es ist die Zeit der großen Verblendung, geprägt von falschen Versprechen, falschen Menschen und falschen Zielen. Man verkauft uns Erfolg, aber meint Macht. Man spricht von Gemeinschaft, aber sucht Reichweite. Man redet von Liebe, aber meint Besitz. Während alles glitzert, glänzt, filtert und sich in Szene setzt, wartet hinter der schönen Fassade oft nur Leere oder etwas Dunkles, das niemand zeigen will.Besonders in den sozialen Medien wird sichtbar, wie stark der Schein geworden ist und wie schwach oft das Sein. Was wirklich zählt – Mitgefühl, Aufrichtigkeit, Menschlichkeit – hat keine laute Stimme in dieser Welt. Es schimmert nur leise, schreit nicht, inszeniert sich nicht, sondern dient. Genau darum ist es so schwer geworden, diejenigen zu erkennen, die es wirklich gut mit uns meinen, die nicht nehmen, sondern geben, die zuhören, statt sich selbst zu vermarkten, die bleiben, wenn der Glanz vergangen ist.Ganz besonders macht mir das mit Blick auf die jungen Menschen Sorgen. Sie wachsen in einer Welt auf, in der der Wert eines Menschen oft an Followern gemessen wird, nicht an Haltung; an Marken, nicht an Menschlichkeit. Sie sind täglich der Versuchung ausgesetzt, sich selbst zu verlieren im Spiel um Aufmerksamkeit, um Anerkennung, um vermeintlichen Erfolg. Wir dürfen nicht zuschauen, wie sie geblendet werden von falschen Versprechungen. Denn sie werden die Erwachsenen der Gegenwart. Wenn wir ihnen nicht helfen, den Weg zu finden – zu sich selbst, zu Wahrhaftigkeit, zu echter innerer Stärke – dann werden sie nicht führen, sondern folgen; nicht leuchten, sondern flackern. Es ist unsere Aufgabe, ihnen vorzuleben, was Tiefe bedeutet, was es heißt, echt zu sein – und nicht nur sichtbar. Denn das Herz eines jungen Menschen ist kostbar. Es verdient mehr als nur Glanz. Wer die Wahrheit sucht, muss bereit sein, dem Glanz zu misstrauen – und vielleicht beginnt alles damit, dass wir selbst wieder lernen, weniger zu blenden und mehr zu leuchten.