
"Das Leben ist eine Reise zu uns selbst.“ Dieses Zitat von Hermann Hesse begleitet mich schon lange. Wir durchlaufen verschiedene Entwicklungsphasen, jeder auf seine Weise, in seinem eigenen Tempo. Das Leben fordert uns immer wieder auf, aufzubrechen, weiterzugehen, uns zu verändern. Und auch wenn Veränderung oft mit Unsicherheit verbunden ist, führt sie uns nicht ins Ungewisse, sondern in die innere Freiheit, in die Liebe, in ein tieferes Verstehen von uns selbst und der Welt. Wenn wir Menschen betrachten, sehen wir oft zwei Arten: jene, die verbittert sind, festhalten an dem, was einmal war – und jene, die sanftmütig geworden sind. Doch Sanftmut ist keine Schwäche. Im Gegenteil: Es sind die, deren Kraft nicht mehr hart aufbegehrt, sondern sich in Weisheit verwandelt hat. Sie kämpfen nicht mehr um jeden Preis, weil sie längst verstanden haben, dass viele Kämpfe sinnlos sind. Dass das Leben nicht durch Kontrolle, sondern durch Vertrauen leichter wird. Sanftmut ist nicht Schwäche, sondern die Reife der Seele.
Ich habe mich immer zu älteren Menschen hingezogen gefühlt, besonders zu denen, die diese Ruhe in sich tragen. Schon als Kind spürte ich, dass ihre Art zu sprechen, zu handeln, anders war. Weniger Drama, weniger Härte – dafür mehr Nachsicht, mehr Verständnis. Sie hatten so viel erlebt, sie mussten nichts mehr beweisen. Vielleicht ist das die schönste Entwicklungsstufe: nicht mehr kämpfen müssen, sondern einfach wachsen dürfen, in Frieden, in sich selbst ankommen. Es ist nie zu spät für einen Neuanfang. Jeder Moment birgt die Möglichkeit, alte Muster loszulassen, Frieden zu schließen, sich für Liebe und Freiheit zu entscheiden. Vielleicht nicht mehr mit den großen Gesten der Jugend, aber mit der stillen, entschlossenen Kraft eines Menschen, der verstanden hat, dass jeder Schritt, der ihn mehr zu sich selbst führt, sich lohnt. Leben heißt, immer wieder aufzubrechen. Es gibt nichts zu fürchten. Lassen wir den Weg nicht schwerer werden, als er sein muss.
Wo in deinem Leben hältst du noch fest, wo du vielleicht schon loslassen könntest?
Dario Pizzano
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