Die Größe der einfachen Dinge

Veröffentlicht am 10. Februar 2025 um 15:09

Je länger man lebt, desto deutlicher wird, wie viel Wahrheit in Romano Guardinis Worten steckt: „Je länger man lebt, desto deutlicher sieht man, dass die einfachen Dinge die wahrhaft größten sind.“ Als ich diesen Satz das erste Mal las, war ich jung. Es war eine Zeit voller Träume, voller Ehrgeiz, und doch hatte ich schon damals das Gespür, dass Glück nicht in materiellen Dingen zu finden ist. Vielleicht lag es an meiner Herkunft oder daran, dass ich früh erkannte, dass Besitz nichts bedeutet, wenn das Herz leer bleibt. Materielle Dinge können ein Leben schmücken, aber sie füllen es nicht. Dieses Gefühl hat mich immer begleitet, auch wenn ich mich von den Verlockungen der Welt habe blenden lassen. Doch die Wahrheit von Guardinis Worten habe ich erst wirklich begriffen, als das Leben mich lehrte, innezuhalten. Es sind nicht die großen, spektakulären Ereignisse, die uns tragen. Es ist die Wärme eines Lächelns, das Licht, das durch Blätter fällt, der Duft von frisch gebackenem Brot. Es ist die Hand eines Freundes auf der Schulter, das Lachen eines Kindes, der Frieden eines stillen Moments. Diese Dinge sind unscheinbar, aber sie tragen uns wie ein unsichtbares Netz, das auffängt, wenn wir fallen.

Guardini hat recht: Die einfachen Dinge sind voller Kraft und nichts, was man kaufen kann. Sie sind für jeden zugänglich, der bereit ist, sie zu sehen. Schon als Kind spürte ich, dass wahres Glück im stillen Sein liegt, nicht im Haben. Heute, mit den Jahren, die vergangen sind, spüre ich diese Wahrheit noch tiefer. Es ist nicht das, was wir besitzen, das zählt, sondern das, was unser Herz füllt. Guardinis Worte sind für mich eine Einladung, immer wieder zurückzukehren zu dem, was zählt. Nicht im Lärm der Welt zu suchen, sondern im Stillen, im Einfachen. Denn dort liegt das, wonach wir alle suchen: Frieden. Liebe. Leben.


Dario Pizzano

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