Wofür steht ein Verein wirklich?

Veröffentlicht am 6. Januar 2025 um 09:35

Es gibt etwas, das mich immer wieder beschäftigt: Vereine in den unteren Ligen – Kreisklasse, Kreisliga – zahlen Summen, die absurd sind. Oft unter der Hand. Für was? Für den schnellen Erfolg, ein paar Siege, vielleicht einen Aufstieg. Doch wem bringt das langfristig etwas? Die eigene Jugend bleibt auf der Strecke. Statt in Nachwuchs zu investieren, holt man Spieler, die ihre besten Tage hinter sich haben. Für ein paar hundert Euro kicken sie mit, ohne echte Verbindung zum Verein. Alles auf schnellen Nutzen getrimmt – aber nichts, das bleibt.

Wenn junge Spieler sehen, dass immer wieder Externe geholt werden, welches Signal sendet das? Es sagt: „Ihr seid nicht gut genug.“ Aber wie sollen sie besser werden, wenn man ihnen nie die Chance gibt, Fehler zu machen, zu lernen und zu wachsen? Perspektive entsteht nicht durch gekaufte Teams, sondern durch Vertrauen in die eigene Jugend. Und wie schön ist es, wenn genau diese Jugendspieler es in den Herrenbereich schaffen? Wenn wir gemeinsam ihren Weg begleiten, uns mit ihnen identifizieren können – als Familie, Freunde, Vereinsmitglieder. Dieser gemeinsame Weg ist das, was den Fußball so besonders macht: Er bringt uns zusammen, lässt uns Erfolge feiern und Niederlagen teilen. Das ist echte Freude, die bleibt. Es gibt Eltern, die hoffen, über ihre Kinder ein bisschen Ruhm zu bekommen. Aber das ist falsch. Eltern sollten darauf bedacht sein, dass ihre Kinder Freundschaften und Loyalität lernen. Werte, die die Welt ein Stück besser machen. Kleine Egoisten, die nur auf Leistung getrimmt werden, tun das sicher nicht. Ein Verein ist mehr als eine Tabelle. Er ist Gemeinschaft, Heimat, Identität. Der Ort, an dem Kinder ihre ersten Tore schießen, Jugendliche lernen, was Teamgeist bedeutet, und Ehrenamtliche ihre Zeit investieren, weil sie an etwas glauben. Doch manche Vereine meinen, sie könnten Erfolg kaufen. Und viele lassen sich davon blenden. Hauptsache, sie können kurz teilhaben an ein bisschen Licht. Doch das ist kurz gedacht, ein Nutzen ohne Tiefe. Niemand sollte so etwas bejubeln, sondern vielmehr hinterfragen. Und was bleibt? Weniger als 1 % aller jungen Spieler schaffen es, Profi zu werden. Der Traum von Ruhm und Reichtum ist für fast alle unerreichbar. Am Ende zählen nicht Titel oder Geld. Es sind die Menschen, die Erlebnisse, die gemeinsam durchlebten Höhen und Tiefen, die bleiben. Fragen wir uns doch: Wofür steht unser Verein? Geht es nur ums Gewinnen? Oder darum, etwas aufzubauen, das bleibt? Perspektive bedeutet, jungen Spielern Raum zu geben – nicht ihnen den Platz mit teuren Einkäufen zu verstellen. Fußball ist mehr als ein Spiel – und das lässt sich nicht kaufen.

 

Dario Pizzano

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