Wir geben weiter, was wir empfangen haben

Veröffentlicht am 20. Dezember 2024 um 09:36

Dieser Satz begleitet mich seit Jahren: Wir geben weiter, was wir empfangen haben.

Haben wir jemals wirklich darüber nachgedacht, dass wir alle Empfänger sind? Vom ersten Moment unseres Lebens an kommen wir als Kinder in eine Welt, in der wir völlig abhängig von dem sind, was uns gegeben wird. Wir empfangen Liebe, Geborgenheit, Aufmerksamkeit, Achtsamkeit und Zeit – zumindest idealerweise. In einem liebevollen Umfeld aufwachsen zu dürfen, ist ein Geschenk, das viele von uns prägt und stärkt. Doch leider sieht die Realität nicht immer so aus. Es gibt auch die andere Seite: Vernachlässigung, fehlende Aufmerksamkeit, keine Zeit, kein Zuhören, keine Fürsorge. Wenn unsere Emotionen nicht ernst genommen werden oder wir nicht lernen, was es bedeutet, geliebt und geachtet zu werden, tragen wir diese Erfahrungen mit uns durchs Leben.

Ob positiv oder negativ – das, was wir empfangen, tragen wir in uns und geben es weiter. Nicht nur an andere, sondern auch an uns selbst. Die Art und Weise, wie wir aufgewachsen sind, bestimmt oft unbewusst, wie wir leben und wie wir mit anderen umgehen. Die Worte, die wir als Kinder gehört haben, die Taten, die wir erlebt haben, werden zum Grundton unseres Lebens. Doch was tun, wenn dieser Grundton disharmonisch ist? Wenn wir nicht die schönen Dinge empfangen haben, die wir so dringend gebraucht hätten? In solchen Fällen kann es helfen, innezuhalten, unsere Muster zu hinterfragen und bewusst daran zu arbeiten, sie zu durchbrechen. Manchmal braucht es Therapie oder andere Formen der Selbsterkenntnis, um zu verstehen, was wir erlebt haben und wie es uns geprägt hat.

Der Schlüssel liegt darin, bewusst zu wählen, was wir weitergeben möchten. Die Vergangenheit können wir nicht ändern, aber wir können die Zukunft gestalten – für uns selbst und für die Menschen, die uns umgeben. Indem wir Achtsamkeit, Liebe und Respekt bewusst in unser Leben integrieren, schaffen wir eine neue Basis, die wir weitergeben können. Denn letztlich ist das Leben ein Kreislauf: Was wir empfangen, geben wir weiter. Und je bewusster wir dies tun, desto mehr können wir dazu beitragen, dass aus alten, vielleicht verletzenden Mustern neue, heilende Wege entstehen. Es ist nie zu spät, die Richtung zu ändern.

Wir geben weiter, was wir empfangen haben. Aber wir entscheiden, was wir daraus machen.

 

Dario Pizzano

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