Nicht alles, was glänzt, ist gut

Veröffentlicht am 7. Dezember 2025 um 16:21

 

 

Ich habe gerade die Bilder gesehen. Die FIFA feiert die WM-Auslosung in Amerika. Glanz, Bühne, Macht. Und mittendrin Donald Trump, ausgezeichnet von Gianni Infantino mit einem selbst erfundenen Friedenspreis. Trump hängt sich die Medaille sogar selbst um. Ein Mann, dessen Name für Spaltung, Lüge, Hass und politische Verwüstung steht, wird als Friedensstifter gefeiert. In welchem Film leben wir eigentlich?

Menschen, unter deren Verantwortung hunderttausende Schicksale zerbrochen sind, laufen frei herum, geben Interviews, verteilen Parolen über Vaterland, Ordnung und Stärke. Sie reden von Verantwortung und treten gleichzeitig Menschen mit Füßen. Sie lügen, sie betrügen, sie zerstören und werden dafür mit Preisen, Applaus und Macht belohnt. Das ist keine Verirrung mehr. Das ist System.  Es ist die Arroganz der Mächtigen. Die grenzenlose Selbstgerechtigkeit einer kranken Welt. Eine Bühne, auf der sich Täter als Retter verkleiden und das Publikum klatscht, weil die Lichter so hell sind.

Ich schäme mich für solche Bilder. Ich schäme mich, Teil einer Welt zu sein, die solche Inszenierungen möglich macht. Und ja, es fällt schwer, den Glauben an das Gute nicht zu verlieren, wenn Wahrheit zur Ware wird und Gewissen zur Schwäche erklärt wird. Und während ich diese Bilder sehe, merke ich: Dieses Dunkel ist nicht nur auf den großen Bühnen der Welt zu Hause. Ich begegne ihm auch im Kleinen. In Räumen, die eigentlich schützen sollten. In Systemen, die lieber sich selbst bewahren als den Menschen sehen. Ich erlebe, wie Wahrheit unbequem wird, wie Fragen stören, wie Zweifel leise gemacht werden sollen. Und manchmal steht man dann da und fragt sich, wie viel Kraft es kostet, aufrecht zu bleiben, ohne zu verbittern.

Doch genau hier entscheidet sich alles. Nicht auf den Podien der Mächtigen. Sondern dort, wo einer trotzdem nicht lügt. Wo einer trotzdem nicht mitmacht. Wo einer trotzdem glaubt, dass Würde kein Privileg ist, sondern ein Recht.

Und trotzdem halte ich fest am Glauben. Nicht weil ich blind bin. Sondern weil ich sonst innerlich verhungern würde. Ich glaube daran, dass Gerechtigkeit mehr ist als ein Wort auf einer Medaille. Ich glaube daran, dass Wahrheit nicht ewig verlacht werden kann. Vielleicht nicht in dieser Weltordnung. Vielleicht nicht auf diesen Bühnen. Aber sie wird kommen.

Denn am Ende bleibt nicht die Macht. Am Ende bleibt die Wahrheit. Und sie ist geduldig.

 

Dario Pizzano

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Kommentare

Daniel Dietrich
Vor 11 Tage

Hallo Drio,
Wie weise geschrieben.
Gruß Daniel