
Es ist kein außergewöhnlicher Ort. Kein großes Stadion. Kein perfekter Rasen. Es ist der Platz hinter der Schule. Der Trainingsplatz im Verein
Oder der staubige Sandplatz mitten in der Stadt. Und doch: Hier passiert Magie. Menschen treffen sich, die auf den ersten Blick nichts verbindet. Der Azubi spielt mit dem Ingenieur. Der Schüler läuft neben dem Familienvater. Einer schleppt sich nach der Spätschicht noch auf den Platz. Ein anderer hat die Mathe-Hausaufgaben gerade so beiseitegelegt. Die Unterschiede, die draußen wichtig sind, verlieren hier jede Bedeutung.
Was zählt, ist der Ball. Der erste Pass rollt. Ein halb-ernster Spruch fliegt durch die Luft – über den verschossenen Elfer letzte Woche. Man lacht. Der Ton wird lockerer. Hier zeigt jeder, was er hat: Talent, Schwächen, Geschichten. Doch niemand bewertet. Plötzlich steht da ein Neuer. Keiner fragt, woher er kommt. Keiner will wissen, was er verdient, wie gut er spielt. „Zieh dir ein Leibchen an. Wir brauchen noch einen Sechser!“ Und schon ist er dabei. Ein Pass. Eine Annahme. Mehr braucht es nicht, um dazuzugehören.
Hier ist jeder willkommen – egal, woher er kommt, was er glaubt, oder wie er lebt. Es ist ein Ort, wo Kulturen verschmelzen, wo Unterschiede keine Rolle spielen. Franz Beckenbauer sagte einmal: „So stellt sich der liebe Gott den Himmel vor.“ Vielleicht meinte er genau solche Orte. Doch die wahre Magie beginnt erst, wenn das Spiel vorbei ist. Die Kabinentür fällt zu. Der Platz bleibt zurück, still und dunkel. Drinnen aber brodelt es. Schweiß und Gelächter füllen den Raum. Die Luft riecht nach nassen Trikots und Dreck. Jemand erzählt von seiner Grätsche in letzter Sekunde. Ein anderer wischt sich den Staub aus dem Gesicht. Hier gibt es keine Chefs. Keine Titel. Keine Lebensläufe. Du bist kein Azubi, kein Manager, kein Vater.
Du bist nur du.
Ein Mitspieler. Ein Teil des Ganzen. Das Bier wird geteilt. Ein Klaps auf die Schulter sagt mehr als Worte. Manchmal bleibt es still – ein gutes, ruhiges Schweigen. Die Kabine ist nicht nur ein Raum. Sie ist der Ort, an dem aus Begegnung Bindung wird. Hier entsteht, was draußen oft fehlt: ein Gefühl von Zugehörigkeit. Und wenn alles vorbei ist – das Spiel, die Gespräche, die letzten Witze – gehst du nach Hause. Doch etwas bleibt. Nicht der Schweiß. Nicht die Stollen. Es ist dieses Wissen:
Hier darfst du einfach Mensch sein.
Und das reicht. Das ist die Magie des Spiels. Sie bringt uns zusammen. Sie macht uns leicht. Und am Ende macht sie uns gleich.
Dario Pizzano
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